Download Nationalpark Studie 2020

Als Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge e. V. bin ich freudig überrascht über die unerwartet hohe Zustimmung der Bevölkerung zu einem Nationalpark ausschließlich auf Staatsflächen in den drei Landkreisen Ostallgäu, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen. 81 % der Befragten dieser repräsentativen Umfrage befürworten einen Nationalpark Ammergebirge, davon 37 % sehr positiv und 44 % eher positiv.

Beachtlich ist aber auch die geringe Ablehnung mit 3 % sehr negativ und 11 % eher negativ. Dieses Ergebnis zeigt, dass der lautstarke Widerspruch gewisser Kreise überhaupt nicht der Mehrheit der Bevölkerung entspricht. Das Ergebnis ist vielmehr ein beeindruckendes Zeugnis für den Wunsch der Menschen nach weiteren Nationalparken, in denen die Schönheit der Landschaften geschützt und die Natur sich ohne Eingriffe durch den Menschen nach eigenen Gesetzen entwickeln kann.

Die herausragende Eignung des vorgeschlagenen Suchgebietes mit gut 250 km² zwischen Füssen und Mittenwald zeigt sich im größten geschlossenen Bergmischwaldvorkommen auf Kalk in ganz Deutschland mit den Hauptbaumarten Buche, Fichte, Tanne und Bergahorn. Ein enormer Reichtum an Pflanzen- und Tierarten und eine außerordentliche geologische Vielgestaltigkeit findet sich in den verschiedenen Höhenstufen von 663 m üNN (Oberau) bis 2962 m üNN (Zugspitze). In dieser Höhenamplitude von 2299 m lassen sich alle Stadien der künftigen alpinen Klimaveränderungen bei uns studieren.

Drei natürliche Seen im Gebietsvorschlag, eine Vielzahl kleiner Wildbäche und Quellgerinne, spektakuläre Wasserfälle, Niedermoore und Quellsümpfe sowie alpine Wildflusslandschaften mit breiten Schotterflächen und langen Säumen der Weichholzaue nehmen eine Sonderstellung in dieser immer noch sehr ursprünglichen Hochgebirgslandschaft ein. Das Ammergebirge ist laut Expertenurteil aufgrund der Vielzahl der Lebensräume das tier- und pflanzenartenreichste, landgebundene Großökosystem Deutschlands.

Alle Landflächen und die beiden Alpenrandseen Schwansee und Alpsee bei Füssen sind im Eigentum des Freistaates Bayern. Lediglich zwei Straßen führen durch eine weitestgehend unbesiedelte Landschaft, die zudem als kulturelles Highlight drei Königsschlösser von König Ludwig II. einschließt, nämlich Neuschwanstein, Linderhof und das Königshaus am Schachen, sodass schon Vorschläge vorliegen, der hoffentlich künftige Nationalpark möge den Namen des Königs tragen. Ferner bereichert eine extensiv ausgeübte Almwirtschaft insbesondere in der subalpinen Höhenstufe durch ihre Form der Biodiversität und durch ihre kulturelle Leistung das Erlebnis einer alpinen Landschaft.

Bayern hat eine besondere Verpflichtung für die Alpen. Angestoßen durch das Bienen-Volksbegehren weist das Forstministerium bis 2023 Naturwaldflächen im Umfang von rund 10 % der Staatsforstfläche unter Verzicht auf forstliche Nutzung aus. Neben den Kernzonen der beiden bestehenden Nationalparke im Bayerischen Wald und bei Berchtesgaden sind die Bayerischen Alpen ein Schwerpunkt dieser künftigen sekundären Urwälder. Beispielsweise gibt es im Suchraum des NLP Ammergebirge etwa 8000 ha davon, einschließlich der Latschenflächen. Für die Kernzone, das sind 75 % der Fläche eines künftigen, international anerkannten Nationalparks, sind dies hochwillkommene Initialflächen kommender Waldwildnisgebiete.

83 % der Befragten stehen sehr positiv oder eher positiv zur Ausweitung weiterer Wildnisgebiete in Bayern. Diese enorm hohe Zustimmung möge der bayerischen Staatsregierung die Einrichtung eines Nationalparks Ammergebirge deutlich erleichtern.

Hubert Endhardt
Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge e.V.